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Infoblatt Porsche AG


Unternehmensgeschichte, Standorte und Kennzahlen

Eines der wichtigsten wirtschaftlichen Standbeine in Deutschland ist die Automobilindustrie. In der Bundesrepublik und in vielen Ländern weltweit gehören die Modelle der deutschen Kraftfahrzeughersteller zu den Marktführern. Bei Premiumfahrzeugen liegt deren Weltmarktanteil bei rund 80 %. Die Vielzahl von Automobilproduzenten in Deutschland resultiert aus den Anfängen des Kraftfahrzeugbaus, als zahlreiche engagierte Ingenieure und Unternehmer mit ihren Innovationen den Grundstein für die heutigen Erfolge legten. Die Porsche AG hat ihre Erfolgsgeschichte ebenfalls dem umtriebigen Entwickler Ferdinand Porsche zu verdanken. Die Porsche AG gilt zwar als kleinster unabhängiger Automobilproduzent in Deutschland, aber dank der Konzentration auf Marktnischen auch als hochproduktiver und gewinnträchtiger Konzern.


Kurze Unternehmensgeschichte

Der Österreicher Ferdinand Porsche (1875 - 1951) stellte 1900 bei der Weltausstellung in Paris seinen ersten Porsche Elektrowagen vor. Noch im selben Jahr entwickelte der junge Konstrukteur ein benzin-elektrisches Hybridfahrzeug. Damit erregte F. Porsche internationale Aufmerksamkeit. Lange Zeit war F. Porsche für unterschiedliche Unternehmen als Konstrukteur tätig. Bereits 1906, mit gerade einmal 31 Jahren, war er in Wien für die komplette Modellpalette eines der größten europäischen Automobilunternehmen verantwortlich. Nach seiner Tätigkeit in Wien setzte F. Porsche in Stuttgart seine Karriere als Leiter des Konstruktionsbüros und Vorstandsmitglied der Daimler-Motoren-Gesellschaft fort. Im Jahr 1930 eröffnete F. Porsche am gleichen Standort sein eigenes Konstruktionsbüro. F. Porsche entwickelte Mitte der 1930er Jahre in Auftragsarbeit den KdF-Wagen, der später als VW-Käfer in die Autogeschichte eingegangen ist. Außerdem war er maßgeblich am Aufbau des VW-Werkes im heutigen Wolfsburg beteiligt. Die Konstruktions- und Produktionsstätte des Automobilherstellers wurde kriegsbedingt von 1944 bis 1950 in das österreichische Gmünd verlagert. Im Jahr 1948 erschien mit der Typbezeichnung 356 der erste Sportwagen unter dem Namen Porsche. 1950 wurde das Werk aus Österreich wieder zurück nach Stuttgart-Zuffenhausen verlagert.
Anfang der 1950er Jahre machte der junge Sportwagenhersteller zunehmend mit Erfolgen bei Rennwettbewerben auf sich aufmerksam. Das bekannteste Modell von Porsche, der Sportwagen 911 ("Neunelfer"), wurde 1963 auf den Markt gebracht. Bis in die Gegenwart wird dieses Modell in inzwischen veränderter Ausstattung produziert. Heute erinnert vor allem noch das Design an das klassische Urmodell. Im baden-württembergischen Weissach wurde 1971 das neue Entwicklungszentrum bezogen. Ein Jahr später wurde die Porsche KG in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Seit 1984 wird mit den Vorzugsaktien an der Börse gehandelt. Bis in die 1980er Jahre produzierte die Porsche AG mit einer relativ kleinen Stückzahl wirtschaftlich erfolgreich in der Marktnische der Sportwagenhersteller. In der zweiten Hälfte der 1980er mehrten sich jedoch die Krisenanzeichen. Eine Ursache war der sinkende Dollarkurs. Der Autohersteller zog sich außerdem vorübergehend aus dem Rennsport zurück. Im Geschäftsjahr 1991/1992 setzte Porsche lediglich 23.000 Kraftfahrzeuge ab und musste hohe Verluste bilanzieren. Mitte der 1990er Jahre hatte Porsche jedoch die wirtschaftliche Wende geschafft und ist seitdem zu einem der profitabelsten Autohersteller der Welt aufgestiegen. Ende 2005 stieg Porsche als größter Aktionär bei der Volkswagen AG ein. Damit sollte hauptsächlich eine feindliche Übernahme durch einen Konkurrenten verhindert werden, weil die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Volkswagen dadurch gefährdet werden könnte. Mittlerweile ist der von Porsche an VW gehaltene Aktienanteil auf über 50 % gestiegen. Im November 2007 wurde in Stuttgart die Porsche Automobil Holding SE gegründet, welche die Beteiligung an der Volkswagen AG führt. Im Zuge der Finanzkrise scheiterte 2008 ein Übernahmeversuch von VW durch Porsche und hatte Millionenklagen von Anlegern zur Folge. VW nutzte seine Chance und kaufte nun seinerseits im Jahre 2009 für mehrere Milliarden knapp die Hälfte des nicht börsennotierten Fahrzeuggeschäfts der Porsche AG. So gehört zwar der börsennotierten Porsche Holding 50,7 % der VW-Stammaktien, dafür ist die Volkswagen AG seit 2009 mit 49,9 % Miteigentümerin der Porsche AG. Aktuelle (März/April 2012) Meldungen berichten, dass der VW-Konzern nun selbst eine Übernahme von Porsche für knapp 4 Milliarden Euro plant. Porsche soll dennoch weitgehend eigenständig bleiben.
Die Fusions- und Übernahmegerüchte wurden im April 2012 überschattet von der Nachricht über den Tod des 76 Jahre alt gewordenen F.A. Porsche, den Schöpfer des legendären "Neunelfer".


Kennzahlen der Porsche AG

Bei Neuzulassungen in Deutschland befindet sich die Porsche AG zwar nicht unter den ersten 20 Herstellern, dennoch gilt der Konzern gegenwärtig als der profitabelste Autohersteller der Welt. Seit 2000 konnte in nahezu jedem Jahr die Zahl der produzierten Fahrzeuge gesteigert werden. Im Geschäftsjahr 2000/2001 wurden 55.782 Fahrzeuge hergestellt. Innerhalb von zehn Jahren erhöhte sich dieser Wert auf 127.793 Fahrzeuge (2011). Die Entwicklung des Umsatzes und Gewinns verlief gleichermaßen positiv. Im Geschäftsjahr 2011 konnte sogar ein Rekordergebnis von 2.108 Mio. Euro (vor Steuern) verbucht werden. 2011 erreichte die Porsche AG mit 10,9 Mrd. Euro erstmals einen zweistelligen Milliardenwert beim Umsatz und zählt damit zu den wichtigsten Steuerzahlern in Deutschland. Auch die Anzahl der Mitarbeiter ist kontinuierlich auf derzeit 15.307 Beschäftigte gestiegen. Insgesamt hat sich das Jahr 2011 zu dem erfolgreichsten Jahr in der Geschichte von Porsche entwickelt.


Der Standort Deutschland

Der Sitz des Automobilproduzenten befindet sich in Stuttgart im Stadtbezirk Zuffenhausen. Ebenfalls in Zuffenhausen und in Leipzig liegen die beiden Produktionsstätten des Unternehmens. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung für Porsche (und weitere Auftraggeber aus der Automobilbranche) ist in Weissach angesiedelt. Das Zentrale Ersatzteillager wurde nur 25 km von Stuttgart entfernt in Sachsenheim errichtet und auch die zum Konzern gehörenden Dienstleistungsunternehmen (wie z.B. für Finanzen und Consulting in Bietigheim-Bissingen oder Vertrieb und Marketing in Ludwigsburg) befinden sich in Baden-Württemberg. Damit unterstreicht die Porsche AG ihren Standpunkt zu "Made in Germany" und zum Standort Deutschland.
Ein klares Bekenntnis war auch die Wahl einer weiteren Produktionsstätte Ende der 1990er Jahre in Deutschland. Das Stuttgarter Werk war an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen und eine neue Fertigungsstätte wurde notwendig. Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren mit insgesamt 17 Bewerberstandorten in Deutschland fiel die Entscheidung im Jahr 1999 auf Leipzig. Die größte Stadt Sachsens konnte den Anforderungen der Marke Porsche am besten gerecht werden. Harte und weiche Standortfaktoren wie ausreichend Platz für die Fahrzeugproduktion und die Einfahr-, Prüf- sowie Geländestrecke für Fahrsicherheitstrainings, qualifizierte Mitarbeiter und ein vielfältiges Kulturangebot vor Ort waren gegeben. Die Porsche AG verzichtete bewusst auf eine mögliche staatliche Förderung des neuen Produktionsstandortes, weil diese Maßnahme nicht zur Philosophie des Unternehmens gepasst hätte. Die Produktionsstätte in Leipzig wurde 2002 eröffnet. Am sächsischen Standort wurden 127,7 Millionen Euro investiert. Insgesamt entstanden auf dem Werksgelände ca. 800 Arbeitsplätze, die vorwiegend mit Beschäftigten aus der Region besetzt wurden. 2006 wurde das Werk am Leipziger Standort erweitert. Das Investitionsvolumen für die dritte Baureihe belief sich auf über 500 Millionen Euro - einschließlich Forschung, Entwicklung und Marketing.
2011 wurde mit der zweiten Erweiterung des Werks begonnen. Für 2013 ist der Start für die Fertigung der fünften Porsche Baureihe geplant. Dazu investiert Porsche weitere 500 Millionen Euro in die Produktionsstätte.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich, Wiebke Hebold
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2008
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 15.04.2012